BUNNT-CO
Bürgerinitiativen Natur- und Umweltschutz
in Nordwest-Tunesien – Community Organising
Ein Projekt im Rahmen des Förderkonzepts Ta’ziz-Partnerschaft für Demokratie des Auswärtigen Amtes der Bundesrepublik Deutschland.
Projektlaufzeit: 01.09.2023 - 31.12.2024
Ziel ist die Förderung zivilgesellschaftlicher Partizipation in Nordwest-Tunesien und die Schaffung diskursiver Freiräume für die künftige Generation und somit Schaffung zivilgesellschaftlicher Voraussetzungen für die demokratische Transformation. Dem entsprechen die Projektziele
Um diese Ziele zu erreichen, ist dieses Projekt im Sinne des „Community Organising (CO)“ aufgestellt.
Community Organising ist ein Konzept und ein Verfahren, das darauf abzielt, Bürger und Bürgerinnen dazu zu ermächtigen, ihre eigenen Gemeinden und ihr gesellschaftliches Umfeld aktiv zu gestalten und zu verändern. Es geht darum, die Stimmen und Bedürfnisse der Menschen zu sammeln und zu organisieren, um gemeinsam für soziale und politische Veränderungen zu kämpfen.
Aus diesem Grunde stehen die beiden Projektbausteine „Community Organising I“ sowie „Community Organising II“ im Zentrum des Projektes. Hier sollen thematische Dialogforen und Bürgerforen entwickelt und durchgeführt werden.
Dialogforen sind Veranstaltungsformen, auf denen verschiedene Interessengruppen oder Stakeholder über politische oder soziale Themen diskutieren und Lösungen suchen, wie sie die Themen gemeinsam angehen können. Die Foren dienen der Förderung von Verständnis, Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren und können von Regierungen, NGOs oder auch von Bürgerinitiativen organisiert werden. Dialogforen können Präsenz-Veranstaltungen am runden Tisch oder in einer Aktion bzw. bei einem gemeinsamen Projekt, Online-Plattformen oder Hybridformate sein. Sie tragen dazu bei, Konflikte zu lösen und gegenseitige Interessen und Perspektiven besser zu verstehen.
Bürgerforen sind Organisationsformen, die von Bürger/innen gegründet werden, um politische Teilhabe und Mitwirkung an politischen Entscheidungsprozessen zu fördern. Sie bieten eine Plattform für Diskussion und Meinungsbildung und arbeiten oft eng mit politischen Entscheidungsträgern und anderen Einrichtungen zusammen, um politische Forderungen und Anliegen der Bürger/innen zu vertreten. Bürgerforen müssen/sollten demokratisch organisiert sein und Wert auf Transparenz, Partizipation und Zusammenarbeit legen.
Eindrücke aus der Arbeit in den Projektbausteinen
Beide Veranstaltungs- bzw. Aktionsformen können sowohl auf einer regionalen Ebene (in den einzelnen Gouvernoraten) als auch überregional (in den vier Gouvernoraten Nordwest-Tunesiens und darüber hinaus) durchgeführt werden. Vorrangig werden allerdings Dialogforen eher auf der regionalen Ebene und die Bürgerforen eher auf der überregionalen Ebene eine Rolle spielen. Unter dem Sammelbegriff „Dialogforen“ sollen aber im Weiteren beide Aktionsformen verstanden werden.
Eine besondere Form eines Dialogforums ist die Initiierung von Arbeitsgruppen zur Errichtung von Natur-Erlebnis-Gärten in allen vier Gouvernoraten, um vor allem das Umweltbewusstsein von Kindern und Jugendlichen zu steigern, indem sie
Um die tunesischen Projektpartner/innen für diese Aufgaben zu qualifizieren und zu befähigen, wurden spezifische Projektbau-steine geplant und durchgeführt. Dies sind dies die Bausteine „Bestandsaufnahme“, „Multiplikator/innen-Qualifizierung in Community-Organising“, „Strategiekonferenz zur Projektaufstellung“, „Methodentraining I und II zum Community Organising“ sowie Bausteine zur „Zwischenevaluation“ bzw. zur „Schlussevaluation“. Alle Projektbausteine sind so aufeinander bezogen, dass sie für den Projektfortschritt praktisch nachvollziehbare „Meilensteine“ darstellen.
Das Projekt-Design ist in der unten stehenden Grafik dargestellt
Ehrenamtliche Leistungen …
ENEA trägt vor allem mit dem ehrenamtlichen Einsatz eines Steuerungs- und Beratungsteams zur Begleitung, Unterstützung, Co-Training zum Empowerment sowie zur kollegialen Beratung, zur Peer-Supervision, zur Team-Reflexion sowie zum Coaching der tunesischen Partner/innen bei, und zwar in den Präsenzphasen sowie in virtuellen Meetings.
Projektbaustein 1: „Bestandsaufnahme“
Zunächst galt es, die vorhandenen Strukturen aus dem Vorläuferprojekt „BUNNT“ - das damals entstandene Netzwerk „Réseau des Associations Environnementales dans le Nord-Ouest de la Tunisie“ (RAENOT) - zu revitalisieren und nachhaltig fortzuentwickeln. Dazu musste die Arbeitsfähigkeit personell hergestellt und langfristig finanziell gesichert werden.
Die Netzwerkarbeit der Zielgruppe der Umweltschutzinitiativen in vier Gouvernements in Nordwest-Tunesien muss zu einer produktiven Zusammenarbeit mit gesellschaftlichen Stakeholdern befähigt werden durch die Vermittlung von Qualifikationen und Kompetenzen vor allem für Multiplikator/innen, Vorreiter/innen und aller „treibenden Kräfte“ mit Hilfe des demokratiefördernden Problemlösungs- und Moderationskonzepts „Community Organising“.
Im Oktober 2023 wurden alle vier Gouvernorate besucht und im Rahmen von je einem Workshop wurden insgesamt fast 100 regionale Akteure sensibilisiert und mobilisiert.
Von den laut Teilnahmelisten insgesamt anwesenden „100“ (99) Teilnehmer/innen/innen waren 58 Frauen (58%) und 41 Männer (42%). Vertreten wurden 29 Vereine aus den Bereichen Natur-, Umwelt- und Klimaschutz, 9 GDAs (landwirtschaftliche Gruppen) sowie 12 Verwaltungsbereiche (Forst, Landwirtschaft, Umwelt, Schulen)
Den ausgefüllten Rückmeldebögen ist zu entnehmen, dass 90 % der Teilnehmer/innen/innen sensibilisiert wurden und bejahten, einen deutlichen Lerneffekt erzielt zu haben. Lernbedarfe wurden darüber hinaus hinsichtlich von Kommunikationstechniken, Planungstechniken und Organisationswissen und -verfahren angegeben.
Projektbaustein 2: „Multiplikator/innen-Qualifizierung
An der in Hannover im November/Dezember 2023 durchgeführten Qualifizierungsmaßnahme nahmen 9 Partner/innen aus Tunesien teil – davon 5 Frauen und 4 Männer.
Alle Teilnehmenden (100%) wollen aktiv werden und stehen voll (100%) zu den Zielen und Inhalten des CO.
Alle Teilnehmer/innen setzen sich als Multiplikator/innen zur Gewinnung neuer Akteure sowie zur Planung und Durchführung von Maßnahmen („Mikroprojekte als Dialogforen) aktiv ein.
Projektbaustein 3: „Strategiekonferenz“
In Vorbereitung der Strategiekonferenz, die im Januar 2024 durchgeführt wurde, führten die tunesischen Partner/innen Ende 2023 einen Wettbewerb durch, um Vorschläge für bürgernahe Dialogforen zu erhalten. Entsprechende Vorschlagsbögen wurden an die im Netzwerk verbundenen Natur- und Umweltvereine ausgegeben, an lokale und regionale Verwaltungsstellen als auch an Bürger/innen auf lokalen Märkten verteilt. Im Ergebnis wurden 78 Vorschläge zu „Mikroprojekten“ (Dialogforen) eingereicht. Das Alter der Einreicher/innen umfasst dabei den Bereich von 8 Jahren bis 92 Jahren.
Im Rahmen der Strategiekonferenz wurde über die gemeinsamen Ziele sowie über konkrete die konkreten Arbeitspläne entschieden – es wurde eine gemeinsame „Charta“ verabschiedet als Leitbild für die bevorstehende Netzwerkarbeit. Es wurde über die durchzuführenden Maßnahmen zur Einrichtung von Dialog- und Bürgerforen sowie von Arbeitsgruppen sowie über den Einsatz der finanziellen Projektmittel entschieden.
Aus den vorgeschlagenen 78 Ideen wurden 40 priorisiert und ausgewählt, d.h. jeweils 10 in jedem der Gouvernorate. Diese werden sukzessive von den Vereinen des Netzwerks RAENOT in Kooperation mit Stakeholdern und Bürger/innen aus der Zivilgesellschaft durchgeführt.
Mit der personellen Besetzung von Projektsteuerkreisen wurde auf der Strategiekonferenz im Januar 2024 die Projektaufstellung abgeschlossen. Projektsteuerkreise bestehen auf der Ebene der vier Gouvernorate Beja, Jendouba, El Kef und Siliana sowie auf der überregionalen Ebene „Nordwest-Tunesien“ auf der die Gouvenorate zusammengeschlossen sind.
Diese Steuerkreise bestimmen über die durchzuführenden Dialog- und Bürgerforen auf der jeweiligen Gouvernements-Ebene bzw. auf der Ebene Nordwest-Tunesien.
Mit der personellen Besetzung von Projektsteuerkreisen wurde auf der Strategiekonferenz im Januar 2024 die Projektaufstellung abgeschlossen. Projektsteuerkreise bestehen auf der Ebene der vier Gouvernorate Beja, Jendouba, El Kef und Siliana sowie auf der überregionalen Ebene „Nordwest-Tunesien“ auf der die Gouvenorate zusammengeschlossen sind.
Diese Steuerkreise bestimmen über die durchzuführenden Dialog- und Bürgerforen auf der jeweiligen Gouvernements-Ebene bzw. auf der Ebene Nordwest-Tunesien.
An der Strategiekonferenz nahmen 19 Personen (mindestens vier pro Gouvernorat) teil, davon 10 Frauen und 9 Männer.
Vertreten waren 7 Umwelt- und Naturschutzvereine, 2 GDAs (landwirtschaftliche Gruppen) sowie 8 Verwaltungsstellen aus dem Forst- und Umweltbereich sowie aus Schulen.
Regionale Projektsteuerkreise in allen vier Gouvernoraten wurden zunächst mit jeweils 4 Personen (weitere können hinzukommen) und der überregionale Projektsteuerkreis mit 9 Personen besetzt.
Aus 78 vorgeschlagenen Projektmaßnahmen als Ergebnis eines „Wettbewerbs“ unter der Zivilgesellschaft wurden 40 zur Durchführung ausgewählt (Priorisierung)
Maßnahmeplanungen wurden durchgeführt anhand der Kriterien
Projektbaustein 4: „Methodentraining I zum CO”
Um die vorgesehenen Multiplikator/innen bzw. Teamleiter/innen auf die Aufgaben im Hinblick auf den Projektbaustein „Community Organising I“ vorzubereiten, fand im Februar 2024 ein erstes Methoden-Training statt.
Am Methodentraining I nahmen 22 Personen (mindestens je vier pro Gouvernorat) teil, davon 12 Frauen und 10 Männer. Vertreten waren 8 Umwelt- und Naturschutzvereine, 3 GDAs (landwirtschaftliche Gruppen) sowie 8 Verwaltungsstellen aus dem Forst- und Umweltbereich sowie aus Schulen.
Alle Teilnehmenden (100%) wollen sich aktiv am Projekt beteiligen und bestätigen zu 100% den intendierten Lerneffekt.
Projektbaustein 5: „Zwischenevaluation“ - Halbzeitbilanz -
Ende April 2024 fand die Zwischenevaluation des Projektes BUNNT-CO im Gouvernorat Kef statt, einem der vier Gouvernorate Nordwest-Tunesiens, welche im Projekt gefördert werden. Zwei „Mikroprojekte“ (Dialogforen) wurden dabei besichtigt und besprochen.
„Natur-Erlebnis-Garten“
Die Gemeinde J‘rissa im Gouvernorat Kef ist ein Beispiel dafür, wie im Rahmen des Projektes Akteure aus Administration, Umweltinitiativen, Bergbau und Zivilgesell-schaft zusammenfinden und gemeinschaftlich an einer Entwicklungsstrategie für die Region arbeiten. BUNNT-CO stellt unter anderem in den Fokus, für Natur und Umweltschutz zu sensibilisieren – daher wird in jedem Gouvernorat auch ein „Natur-Erlebnis-Garten“ als Leuchtturmprojekt angelegt.
In J‘rissa liegt das ausgewählte Gelände für diesen Garten inmitten der vom Bergbau und Desertifikation betroffenen Landschaft in der Siedlung Cité Essaada. Der öffentliche Garten mit einem Fokus auf Umweltbildung soll die lokale Biodiversität und Präsenz von heimischen Pflanzen stärken. Und dies in einer Ortschaft, welche an eine alte Eisenerzmine angrenzt, sowie in unmittelbarer Nähe zu einer großen Zementfabrik liegt. Der Garten soll somit für eine Renaturierung sorgen, den Anwohner/innen einen Ort des Natur-Erlebens bieten, sowie für die aktuellen Umweltproblematiken sensibilisieren.
Ein „Boulevard der Biodiversität“ soll von der Minenstadt J‘rissa mit verschiedenen Baumarten zum Garten in Cité Essaada führen. Hierfür und ebenso für den Naturerlebnisgarten selbst werden Bäume und Pflanzen in einer Baumschule des Forstdezernats El Kef gezogen.
Die Bewässerung dieser Pflanzen wird durch die Zusammenarbeit mit der Bergbaufirma sichergestellt, welche das nahgelegene und unbelastete Grubenwasser zur Verfügung stellt. Der Garten soll außerdem mit Bänken, Mülleimern, einem Kinderspielplatz und Beleuchtung ausgestattet werden, die teilweise durch die Gemeindeverwaltung zur Verfügung gestellt werden.
Während des Besuchs des Terrains für den Garten im Rahmen der Zwischenevaluation waren auch einige Anwohner/innen vor Ort, welche ihren Willen zum Ausdruck brachten, zur Gestaltung und zum Schutz der Fläche beizutragen. Sie wiesen auch nochmals darauf hin, dass sie als Bevölkerung schon lange unter der Verunstaltung der Landschaft durch die Industrie und dem Mangel an Erholungsmöglichkeiten in der Natur durch einen starken Wandel des Bioklimas hin zu spürbar größerer Trockenheit vor dem Hintergrund des Klimawandels leiden.
Somit zeigt dieses Beispiel des Mikroprojektes „Natur-Erlebnis-Garten“ von J‘rissa, wie im Rahmen des Projektes BUNNT-CO nicht nur eine kleine Natur-Oase für die lokale Bevölkerung errichtet werden kann, sondern darüber hinaus ein Akteurs-Netzwerk initiiert wird, das die Verbesserung der auf Natur-, Umwelt- und Klimaschutz ausgerichteten Umfeldbedingungen selbst in die Hand nimmt –
das ist „Community Organising“ im besten Sinne.
„Sensibilisierung für Naturschutzgebiete“
Im Rahmen der Zwischenevaluation Ende April wurde auch ein im Gouvernorat Kef bestehendes Naturreservat besichtigt. Denn hier wurde im Rahmen von BUNNT-CO im Naturreservat „Saddine“ eine Informations- und Sensibilisierungskampagne für die Besucher/innen des geschützten Naturraumes gestartet. In diesem Zuge wurden fünf Informationstafeln im Eingangsbereich neu installiert, welche sowohl in arabischer als auch englischer Sprache auf den notwendigen respektvollen Umgang mit der Natur hinweisen.
Während des Besuchs des Naturreservats „Saddine“ durch das Projektteam wurden durch die Projektpartner/innen heimische Aleppo-Pinien gepflanzt, welche durch die Trockenheit im Klimawandel zwar gefährdet sind, jedoch nach wie vor große Standortvorteile haben.
Die neu gepflanzten Bäume dienen als ein Zeichen deutsch-tunesischer Partnerschaft und die gemeinsam wachsende Zukunft durch das Projekt BUNNT-CO. Mithilfe der Förderung des Auswärtigen Amtes wird somit in Nordwest-Tunesien eine wichtige Vernetzungsarbeit hinsichtlich der verschiedenen Akteure im Natur- und Umweltschutz unterstützt.
Nach der Besichtigung des Ökomuseums, des Geheges und des Besucherzentrums fand ein Austauschtreffen vor Ort statt, bei dem eine offene Debatte über viele Themen im Zusammenhang mit der Verwaltung und Einrichtung von Schutzgebieten, der Waldbewirtschaftung im Allgemeinen, der geltenden Gesetzgebung, der Nützlichkeit partizipativer Ansätze, der Notwendigkeit der Aussöhnung mit der Anrainerbevölkerung usw. geführt wurde.
Perspektive auf ein überregionales Dialogforum
Das Reservat ist ein nach der Ramsar-Konvention international anerkanntes Schutzgebiet, welches mit einem informativen Besuchszentrum und einem großen Artenreichtum von Flora und Fauna dienen kann. Dennoch sind die Besuchszahlen eher gering – ein Problem, wie es auch zahlreiche weitere Schutzgebiete dieser Art in Tunesien erleben. Die öffentliche Wahrnehmung und das Wissen über die sehenswerten Naturschutzräume sind unter der Bevölkerung eher gering. Im Rahmen von BUNNT-CO soll daher im weiteren Projektverlauf ein vermehrter Austausch zwischen den Naturreservaten angeschoben werden, um gemeinsam strategisch für einen nachhaltigen Ökotourismus agieren zu können. Themenbezogene Dialogforen sollen den Weg für eine erfolgreiche Umweltkommunikation ebnen und wichtige Stakeholder zusammenbringen.
Zu den „Outputs“ des Besuchs des Naturschutzgebiets „Saddine“ gehörte schließlich der Vorschlag, mit einer Konferenz zu starten, zu der die Verantwortlichen und weitere Akteure aus allen Schutzgebieten in den vier Gouvernoraten eingeladen werden, um die gemeinsamen Problemstellungen anzusprechen und zu fokussieren. Daraus sollte dann ein überregionales Dialogforum eingerichtet werden, an dem alle betroffenen Akteure (öffentliche Verwaltungen und Zivilgesellschaft, die im Bereich Natur-, Umwelt- und Klimaschutz tätig sind) teilnehmen sollen, um tiefergreifende Diskussionen zu diesem Thema zu führen.
In allen Projektbausteinen wurden die geeigneten Methoden und Strategien nicht nur theoretisch und praktisch erarbeitet und in Lösungsansätze für das Community Organising in den einzelnen Gouvernoraten umgesetzt, sondern es wurden auch ganzheitliche Methoden erkundet, um das Anliegen des Netzwerks RAENOT zu kommunizieren, wie das nebenstehende Beispiel zeigt
Ziel sollte die Zusammenarbeit hinsicht-lich eines strategischen Schutzgebiets-managements sein, das einen Anstoß gibt für eine Funktion „Anwalt für die Natur“, die die Schutzgebiete gegenüber der Öffentlichkeit und den politisch Verant-wortlichen einnehmen könnten.
Nach dieser „Halbzeitbilanz“ startete das Projekt in die „2. Halbzeit“ mit dem weiteren
Projektbaustein 6: Methodentraining II zum CO“
Mit diesem Trainingsmodul wurden die Teilnehmer/innen auf die geplanten überregionalen Dialog-Foren vorbereitet. Trainiert wurden Kommunikationsstrategien und -techniken, Stakeholderanalyse, Konfliktlösungsmanagement sowie Verhandlungstrategie nach dem Harvard Konzept in Theorie und Praxis mit Übungen und Rollenspielen.
Am Methodentraining II (Ende Mai 2024) nahmen 24 Personen (mindestens je vier pro Gouvernorat) teil, davon 13 Frauen und 11 Männer. Vertreten waren 7 Umwelt- und Naturschutzvereine, 3 GDAs (landwirtschaftliche Gruppen), 2 Wirtschafteinrichtungen (Centres d’Affaires) sowie 7 Verwaltungsstellen aus dem Forst- und Umweltbereich sowie aus Schulen.
Alle Teilnehmenden (100%) wollen sich aktiv am Projekt beteiligen und bestätigen zu 100% den intendierten Lerneffekt.
Im praktischen Teil dieses Bausteins wurden Ideen für vier überregionale Dialogforen entwickelt und diskutiert und schließlich konzeptionell geplant, um sie in den anschließenden Wochen und Monaten zu realisieren.
Projektbausteine Community Organising (regional und überregional)
In der zweiten Hälfte der Projektlaufzeit wurden die im Rahmen der Projektbausteine „Community Organising I und II geplanten Mikroprojekte (regionale Dialog- und Aktionsforen) sukzessive realisiert, und die vier überregionalen Dialogforen wurden entwickelt und umgesetzt. In der Schlusskonferenz Anfang Dezember 2024 wurden die Ergebnisse präsentiert und bewertet.
Projektbaustein 7: Regionale Dialog- und Aktionsforen (Mikroprojekte)
Regionale Projektsteuerkreise in jedem der vier Gouvernorate hatten die Koordination und Organisation der Dialogforen inne. Nach der Auswahl der jeweils 10 Projekte pro Gouvernorat wurden die möglichen Zielgruppen und Partner*innen in die Planung einbezogen. So entstanden unterschiedliche Projekt- und Dialogformen.
Insgesamt wurden 40 Mikroprojekte mit insgesamt über 1000 aktiven Teilnehmer/innen durchgeführt. Darüber hinaus wurden sehr viele weitere Besucher/innen erreicht, die mit Informationen versehen und sensibilisiert werden konnten. Unter den aktiven Teilnehmenden befanden sich auch viele Jugendliche, worüber oftmals deren Eltern mit einbezogen werden konnten.
Einige der Veranstaltungen befassten sich mit der Thematik „Vermeidung von Plastikverpackungen durch Ersatz mit biologisch abbaubaren Materialien“. Einige Aktionen widmeten sich dem Thema „Müllvermeidung“ mit Müllsammelaktionen sowie Aufstellung von Müllbehältern im Umfeld von Waldgebieten und Schulen. Darüber hinaus gab es eine Reihe von Veranstaltungen zur „Sensibilisierung des Natur- und Umweltbewusstseins“ anlässlich der nationalen Tage der „Bäume“ und der „Umwelt“, zum internationalen Tag der „Biodiversität“ sowie im Rahmen von einer größeren Sportveranstaltung. Im Rahmen von „Pflanz-Aktionen“ wurden durch Waldbrand zerstörte Flächen wieder aufgeforstet. An einigen Grundschulen wurden mit den Schüler/innen sowie darüber hinaus für Jugendliche in mehreren Gemeinden „Umwelt-Clubs“ gegründet. An zwei dieser Schulen wurden „Theaterstücke zum Natur- und Umweltschutz“ einstudiert und aufgeführt. Mit Student/innen der Universitäten Beja und Jendouba wurden Seminare zur „Kreislaufwirtschaft“ sowie zur Rolle von „Naturschutzgebieten“ durchgeführt und es wurden mehrere Besucher-Aktionen mit der Aufstellung von Informationstafeln in Schutzgebieten veranstaltet.
In Kef wurde im Juli 2024 an einer Bildungseinrichtung ein Theaterstück zum Thema Umweltschutz entwickelt und aufgeführt. Gemeinsam mit den Schüler*innen wurden zunächst Umweltproblematiken in ihrem Alltag und der globale Zusammenhang eines weltweiten Klimawandels besprochen. Anschließend wurde von den Kindern eine Geschichte konzipiert, welche die Verantwortung von jeder und jedem für die Natur im Kleinen veranschaulicht.
In Jendouba wurde im Juni 2024 die gemeinschaftliche Gestaltung eines Agroforstgartens für alleinstehende Frauen angestoßen. Als Partner für diesen Austausch diente eine lokale GDA („groupement de développement agricole“, landwirtschaftliche Entwicklungsgruppe). Gemeinsam mit Frauen, die als Versorgerinnen der Familie allein dastehen, wurde das Thema der nachhaltigen Ernährungssicherheit ins Praktische umgesetzt: Mithilfe von lokalen Anwohner*innen wurde eine Fläche der GDA als Beispiel für nachhaltige Landwirtschaft und traditionelle Landnutzung mit geringem Wasserverbrauch umgestaltet und wird nun von den 30 Kleinbäuerinnen der Gruppe bewirtschaftet. Sie können so für den eigenen Bedarf Gemüse, Obst und Getreide anbauen und werden von der lokalen Bevölkerung gesehen und unterstützt.
Diese wurde daraufhin als Theaterstück inszeniert, mit Bühnenbild, Kostümen und einem großen Publikum. Mehr als 200 Menschen kamen zur Aufführung der Kinder und haben sich von diesen zu mehr Umweltbewusstsein inspirieren lassen.
Im Oktober 2024 fand am Hauptmarkt der Stadt Beja eine Sensibili-sierungsaktion zur Vermeidung von Plastiktüten statt. Mit Informations-materialien und Gesprächen klärte ein Team von Projektaktiven aus verschiedenen Vereinen zum Problem Plastikmüll auf. Dieses Problem ist in Tunesien sehr gegenwärtig, da noch kein großes Bewusstsein zur Vermeidung von nicht recyclebaren Stoffen herrscht und größtenteils auch keine kommunale Lösung zur Abfallentsorgung existiert.
Am Marktplatz wurden daher neben den Informationen auch biologisch abbaubare Tüten verteilt. Hier wurde mit einem lokalen Unternehmen zusammengearbeitet, welches diese fabriziert. Eine Bäckerei hat im Zuge dieses Projektes auch dauerhaft auf die Benutzung von abbaubaren Taschen im Verkauf umgestellt. Insgesamt können durch einen solch öffentlichkeitswirksamen Austausch viele Menschen aus verschiedenen Bevölkerungsschichten angesprochen und angeregt werden, selbst aktiv zu werden.
In den letzten beiden Projektmonaten November und Dezember 2024 fanden in Siliana drei Aufforstungsaktionen auf Waldbrandflächen statt. Im Jahr 2023 wurden Nordwest-Siliana 1200 Hektar Wald durch ein großes Feuer zerstört. Die lokale Bevölkerung sieht Probleme darin, dass der Waldbestand immer mehr zurückgeht und der Boden so trockener und unfruchtbarer wird. Gemeinsam im Austausch mit lokalen Anwohner*innen, insbesondere Jugendlichen des Ortes Krib, wurde die Aufforstung mit dem Forstamt geplant. An drei Aktionstagen wurden dann, unter Mithilfe der lokalen Bevölkerung, vier Hektar mit Jungbäumen neu bepflanzt. Dabei lernten die Teilnehmenden der Aktion zu regionalen Auswirkungen der Klimakrise und kamen ins Gespräch zu eigenen Handlungsspielräumen.
Projektbaustein 8: Überregionale Dialogforen
Im Anschluss an die ersten Planungen während des Methodentrainings II wurden von den tunesischen Projektbeteiligten vier Themen als besonders relevante Anliegen in ihrer Arbeit im Umweltbereich herausgestellt. Zu diesen vier Themenbereichen „Schutzgebiete“, „Wassermanagement“, „Desertifikation“ und „Müll/Umweltverschmutzung“ wurden nun im Spätsommer 2024 überregionale Dialogforen veranstaltet. Diese Foren dienen der Vernetzung von verschiedenen tunesischen Akteur/innen zu den bestimmten Arbeitsbereichen, dem Austausch zwischen Expert/innen und Zivilgesellschaft, sowie der Erarbeitung konkreter Maßnahmen und Lösungsansätze.
Am 20. Juli 2024 fand in Tabarka mit 44 Teilnehmenden das überregionale Dialogforum zum Thema „Schutzgebiete“ statt. Ziel des Forums, mit Teilnahme von sowohl administrativer Seite (beispielweise des Generaldirektors Forst im Landwirtschafts-ministerium in Tunis), als auch zivilgesellschaftlicher Seite (Vereine und GDAs), war die Formulierung von Handlungsempfehlungen zum Management tunesischer Schutzgebiete. Nach einer Einführung in die Problemlage und den rechtlichen Rahmen durch Vorträge von Expert/innen wurden in drei Gruppen Schlüssel-Empfehlungen erarbeitet. Im Anschluss an das Forum wird in einer Gruppe von ausgewählten delegierten Teilnehmer/innen ein Politikpapier erstellt, welche die 15 erarbeiteten Handlungsempfehlungen zusammenfasst. Ein während des Treffens gewählter Steuerkreis wird die Umsetzung dieser Empfehlungen beaufsichtigen, den Vorsitz dieses Steuerkreises hat der Generaldirektor Forst inne. Des Weiteren soll ein Nationalpark als Leuchtturmprojekt mit einem nachhaltigen Management-Plan ausgestattet werden. Außerdem wurde im Rahmen des Dialogforums die Idee entwickelt, einen Aktionsplan zum partizipativen Schutzgebietsmanagement zu etablieren. Die Teilnehmenden des Forums aus diversen Hintergründen und Vertreter/innen des Netzwerks RANET erklären sich bereit, für die Anwendung und Umsetzung des Aktionsplans Verantwortung zu übernehmen.
Mit einem besonderen Fokus des Themas „Umgang mit Wasser“ unter Frauen im landwirtschaftlichen Bereich war das Dialogforum „Wassermanagement“ am 19. September 2024 ein großer Erfolg im Hinblick auf die Einbindung von Frauen aus dem ländlichen Raum. Im Anschluss an das Dialogforum mit 40 Teilnehmerinnen fand noch ein Besuch eines beispielhaften Anbaugebietes mit über 80 Frauen insgesamt statt. Das Alter der Teilnehmenden reichte von 18 bis 74 Jahre und das Ziel des Austauschs über Bewässerungsprobleme wurde durch erarbeitete Lösungsansätze mehr als erreicht. Nach einer thematischen Einleitung und Einordnung im Projekt „BUNNT-CO“ wurden auch hier in Kleingruppen zu den Gründen von Wassermangel und Anpassungs-maßnahmen als Lösungsvorschläge gearbeitet. Als eine wichtige Schlussfolgerung der Frauen muss hier die Relevanz der Einführung von Agroforstsystemen mit einheimischen Pflanzen genannt werden. Durch solche Mischkulturen kann die Resilienz im Angesicht des Klimawandels gestärkt werden und das Einkommen von landwirtschaftlichen Produzent/innen gesichert werden.
Das Dialogforum zum Thema Desertifikation fand am 26. September 2024 mit 35 Teilnehmenden in Kasserine statt im Nachbar-Gouvernorat von Kef. Die Teilnehmer/innen kamen sowohl aus Zivilgesellschaft, Forschung, Umwelt- und Forstverwaltung, regionalen Verwaltungsposten, als auch NGOs. Die Lage von Kasserine im Süden des BUNNT-CO-Projektgebiet ist einer fortschreitenden Deserti-fikation besonders exponiert. Aus diesem Anlass wurde zu Beginn des Forums vom Forstingenieur des Gouvernorates Kasserine ein Überblick über die Problemlage gegeben. In drei Gruppen wurde dann zu der aktuellen Umwelt-Situation und Lösungen, zu existierenden Strukturen und deren Kapazitäten und zu Auswirkungen auf die Gesellschaft und Handlungsmöglichkeiten gearbeitet. Das Forum wurde genutzt, um verschiedene Arbeitsgruppen zu den erarbeiteten Maßnahmen zu bilden.
Von den Teilnehmer/innen wurde außerdem eine besonders ernst zu nehmende Folge von Desertifikation thematisiert: „children of sand“, eine Krankheit in Folge von Versandung der Lebensumgebung. Das Forum hat nun als Vernetzungsmaßnahme im Themenbereich „Desertifikation“ einen ersten wichtigen Schritt bereitet, um über das Projektgebiet hinaus tunesienweite Maßnahmen im Anbetracht des Klimawandels voranzutreiben und die Wichtigkeit des Themas zu verankern.
Am 4. Oktober 2024 ging es im Dialogforum um Müll- und Umweltverschmutzung in Nordwest-Tunesien und mögliche Interventionen. Neben Vertreter/innen aus den Kommunen und Behörden nahmen auch zivilgesellschaftliche Akteur/innen und Vertreter/innen aus dem Abfall-management (ANGED und ONAS) teil. Thematisiert wurde in diesem Forum die Verschmutzung der Umwelt durch verschiedene Arten von Abfall. Sowohl Haushaltabfälle, Industrieabfälle, landwirtschaftliche Verschmutzung und Abwässer stellen den tunesischen Alltag vor große Probleme.
So wurden in vier Arbeitsgruppen zu den Abfallarten Umgangsformen und Lösungsvorschläge erarbeitet, sodass die Verschmutzung gemindert werden kann. Während des Dialogforums entstand ebenso die Idee, ein Pilotprojekt in einem lokalen Kontext (einem Quartier einer Stadt) zu starten. Die Teilnehmenden wollen dieses Pilotprojekt im Rahmen von einer Fortführung von BUNNT-CO anvisieren. Außerdem wurde in dem Forum eine WhatsApp-Gruppe zur Kommunikation zwischen Aktiven in der Verschmutzungs-Bekämpfung gegründet. Dies dient der kontinuierlichen Vernetzung und dem Austausch zwischen den Engagierten und der geplanten Umsetzung eines Pilotprojektes.
Natur-Erlebnisgärten
Um die Sichtbarkeit von Naturschutz auch im öffentlichen Raum zu verstärken, wurde im Projektkonzept von BUNNT-CO auch die Installierung von vier Naturerlebnisgärten eingeplant. Aus dieser Grundlage im Konzept kamen ganz unterschiedliche Ideen der Umsetzung und Fokussierung in der Praxis zur Geltung. Jeder der Gärten hat einen anderen Fokus, und doch sind sie alle Orte des Entdeckens und Zeitverbringens für die lokale Bevölkerung geworden. Insbesondere mit der tunesischen Pflanzsaison ab Oktober und dem nationalen „Baumfest /fetes des arbres“ am 10. November fand die Fertigstellung der Terrains gegen Ende des Jahres, mit Projektabschluss, statt.
Beja: Schulgarten zu nachhaltiger Landwirtschaft und Ernährungssicherheit
Im Gouvernorat Beja hat die Steuergruppe entschieden, den Naturerlebnisgarten auf dem Schulgelände einer Grundschule anzulegen. Inspiration zu dem Bau eines botanischen Schulgartens in dem Ort Nefza gab der Besuch des Schulbiologiezentrums in Hannover, als die tunesische Delegation dort im Rahmen der Multiplikator*innen-Qualifizierung über das Projektgelände geführt wurden. In verschiedenen Etappen wurde der Garten dann nach Prinzipien des Community Organising geplant und angelegt. Hierbei wurden Schüler*innen, Eltern, Lehrer*innen und Arbeiter*innen in die Entwicklung eingebunden. Insbesondere der Umweltclub sowie der Robotik-Club der Schule spielten so in der Planung und Umsetzung eine zentrale Rolle.
So schlug der Robotik-Club der Schule im Projekt vor, ein automatisches Bewässerungssystem für die Pflanzen einzurichten. Bei diesem wurden Sensoren in den Boden implantiert, damit die Bewässerung erfolgt, sobald die Pflanzen sie benötigen.
Um das Problem der Wasserverschwendung zu lösen, wurde durch Eigeninitiative der sensibilisierten Schüler*innen ein automatisches Bewässerungsnetz eingerichtet, das im laufenden Schuljahr von einem lokalen Verein überwacht wird. Um die Pflanzen selbst kümmert sich der Umweltclub der Schule, ebenfalls in Zusammenarbeit mit lokalen Vereinen. Der Garten ist somit ein gutes Beispiel von Zusammenarbeit zwischen Vereinen des Netzwerkes RAENOT und der Zivilgesellschaft, in diesem Fall die zukünftige Generation von Ingenieur*innen und Umweltschützer*innen.
Jendouba: Gemeindegarten zum Lernen kultureller Traditionen im Landbau
Der Naturerlebnisgarten des Gouvernorats Jendouba liegt in einer abgelegenen Gegend, westlich des Ortes Ghardimou, im Grenzgebiet zu Algerien. Die hier ansässige Bevölkerung hat keinen Zugang zu Bildungsangeboten, Familienzentren oder einer guten Anbindung in die nächstgrößere Stadt. In der Region gibt es einen Schulkomplex mit 357 Schüler*innen, in dessen unmittelbarer Nähe der Erlebnisgarten als zentraler Treffpunkt angelegt wurde. Lehrer*innen, Schüler*innen und die Anwohner*innen wurden gleichwohl in die Ausgestaltung des Gartens einbezogen. Sie zeigen sich sehr engagiert, das Terrain gemeinschaftlich zu nutzen, zu pflegen und weiterzuentwickeln.
Kef: Freizeitgarten mit Umweltbildung für Familien
In J’rissa (Kef) entstand im Rahmen von BUNNT-CO ein Naturerlebnisgarten, welcher als Treffpunkt für Familien fungiert.
In der von Desertifikation und durch Bergbau zerstörter Natur betroffenen Stadt J’rissa wurde eine grüne Oase geschaffen, unter Mitwirken der lokalen Anwohner*innen. Sie sind es auch, die sich um die Pflege und Bewässerung der Pflanzen kümmern. Dieser Garten soll Familien und Kindern in einer kargen Landschaft einen schönen Naturort bieten, um zusammen-zukommen und die Umwelt zu genießen. Durch die Pflanzung von hochwachsenden Bäumen wurde auch für heiße Sommer Schatten eingeplant. Mit Hinweisschildern, aber mehr durch die bloße Wirkung des Grüns, wird den Familien die Wichtigkeit von Natur verdeutlicht.
Siliana: Botanischer Garten zum Erhalt der Biodiversität
In Siliana wurde als Naturerlebnisgarten ein botanischer Garten geplant, welcher auf die aktuellen Problematiken des Klimawandels aufmerksam machen soll. Dieser Garten wurde als offener Ort für Besucher*innen konzipiert, um über Umweltprobleme aufzuklären und für den Erhalt von Biodiversität zu sensibilisieren. Auf einer Fläche von 17 Hektar wird das große Projekt umgesetzt. Bei der Auswahl der Pflanzen wurde auf drei Kriterien geachtet: Zunächst wurde die heimische Flora berücksichtigt, um die eigene lokale Biodiversität für zukünftige Generationen zu erhalten. Dann wurde die Gruppe medizinischer Pflanzen einbezogen, welche auch traditionell wirksam gegen Krankheiten eingesetzt werden können. Außerdem wurden die bedrohten Pflanzenarten beachtet, welche hier vor ihrem Aussterben gerettet werden sollen.
Durch die Kooperation mit der lokalen Forstverwaltung, welche auch das Terrain zur Verfügung stellt, ist ein nachhaltiges Management des Gartens gesichert. Im Laufe der Zeit soll hier, nach den jetzt durchgeführten Pflanzungen und Beschriftungen, auch ein Besuchs- und Konferenzzentrum entstehen. Dies wird in Zusammenarbeit mit anderen Organisationen angestoßen, was verdeutlicht, dass sich ein breites Netzwerk um die Nutzung und Pflege dieses botanischen Gartens gesponnen hat.
Projektbaustein 9: Abschlussevaluation
Die Projektgruppe war zu Zeitpunkt der Evaluation wieder einmal mehr zusammengewachsen. Über die Regionen hinaus sind tiefe Freundschaften entstanden. Und diese halten das Netzwerk stärker zusammen denn je. Die tunesischen Projektbeteiligten gaben während der Evaluation stets ein positives Feedback zum Projektverlauf. Es herrschte eine große Dankbarkeit und Wertschätzung gegenüber dem ENEA-Verein. Eigentlich der einzige Kritikpunkt: der Mangel an Zeit. Aber was das Netzwerk RAENOT, was die Menschen vor Ort im Rahmen dieses 16-monatigen Projektes auf die Beine gestellt haben, ist wirklich einzigartig. Und die Verbindungen, das Netz, wird bestehen bleiben. Es wird sich verändern, es wird wachsen, so, wie die Umwelt sich verändert. Mit Zukunftsoptimismus sind so auch die meisten aus dem letzten Projekttreffen gegangen. Viele fühlten Inspiration, Verbundenheit und Hoffnung, welche sie mit in die Zukunft nehmen.
Mithilfe der Förderung des deutschen Auswärtigen Amtes konnte in Nordwest-Tunesien der Umweltschutz vorangetrieben und eine wichtige Vernetzungsarbeit der verschiedenartigen Akteure für eine partizipative Gestaltung der Zukunft unterstützt werden. Durch 44 Dialogveranstaltungen wurden wichtige Akteure mit der Zivilgesellschaft vernetzt, sodass innerhalb des Projektes BUNNT-CO mehr als 11.000 Menschen durch zahlreiche Treffen, Aktionen und Veranstaltungen erreicht wurden. Sogar in den zwei angrenzenden Gouvernoraten Bizerte und Kasserine wurden neben Beja, Jendouba, Siliana und Kef Projekte umgesetzt. Als sichtbare Projektbausteine wurden in den vier Regionen auch Orte des Zusammenkommens und des Lernens über Natur und Umwelt geschaffen: die vier Naturerlebnis-Gärten. Vor allem aber ist die Diversifizierung und Erweiterung des Netzwerks RAENOT ein wichtiges Projektergebnis. Dieses Netzwerk bildet eine zivilgesellschaftliche Grundlage für zukünftige Zusammenarbeit im Umweltschutz in ganz Tunesien.